Informationen des 

ZeMV im Blog

In unserem Blog informieren wir klar und verständlich über wissenschaftliche Themen, unsere Synthesen und Publikationen, um einer möglichst breiten Öffentlichkeit die einzelnen Aspekte unserer Arbeit und unsere Erkenntnisse zugänglich zu machen.[1]

Zusammenhänge kognitiver Phänomene


Eine einfache Erklärung komplexer wissenschaftlicher Fakten, die veranschaulicht, wie die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen psychologischen Prinzipien im Umfeld sozialer Medien funktionieren.


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Echo Chambers und Filter Bubbles


Wie Echo Chambers und Filter Bubbles funktionieren, wie sie entstehen, und welche Auswirkungen diese Phänomene auf unsere koginitiven Funktions- und Verarbeitungsweisen haben.


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FAQ zu Themen des ZeMV


Warum gibt es das Zentrum für Medienpsychologie und Verhaltensforschung, wer arbeitet hier und was sind unsere Ziele?


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[1] Es handelt sich bei unseren Blogartikeln nicht um wissenschaftliche Publikationen, sondern um aufbereitete Zusammenfassungen, die auf wissenschaftlich erhobenen Daten und Fakten beruhen. Unsere Publikationen finden Sie unter Datenbank

Echo Chambers und Filter Bubbles


Wie sich die Effekte gegenseitig bedingen und verstärken


19.07.2024


Die Begriffe Echo Chambers und Filter Bubbles sind noch relativ neu, aber sie beschreiben Phänomene, die auf fundiertem Wissen über die menschliche Psyche beruhen, und welche in digitalen Umgebungen sehr häufig beobachtet werden. Es geht dabei darum, wie unser Denken, unsere Wahrnehmung und der Input an Informationen miteinander interagieren.


Echo Chambers entstehen, wenn Menschen hauptsächlich mit anderen interagieren, die die eigenen Ansichten und Überzeugungen zu einem großen Maß teilen oder spiegeln. In sozialen Medien passiert das oft unbewusst: Man folgt Freunden, Familie und Seiten, die ähnliche Sachen interessant finden, ähnliche Ansichten haben oder auch die eigenen Präferenzen in den Vordergrund stellen. Das führt dazu, dass unsere eigene Meinung und die Informationen, die wir für wichtig, wahr und korrekt halten, immer wieder gespiegelt werden. Wir fühlen uns bestätigt durch den immer wiederkehrenden Input an Informationen, die mit unserem eigenen Wertesystem, unserem Wissen und unseren Interessen übereinstimmen. Diese ständige Bestätigung bedeutet aber auch, dass wir uns von anderen Ansichten und Informationen vermehrt isolieren. 


Psychologisch gesehen wirkt hier das Konzept der positiven Verstärkung, welches beschreibt, dass die Bestätigung, die wir erfahren, für unser Gehirn wie eine Art Belohnung funktioniert. Von dieser Belohnung, in Form vom vermehrten Ausstoß von Hormonen, wie beispielsweise Dopamin, kann man sogar abhängig werden. Die soziale Zustimmung ist uns bereits in die Wiege gelegt, denn wir haben von unseren Vorfahren ein Verhalten beibehalten, das uns zeigt, dass soziale Zustimmung uns Sicherheit gibt. Sozialisierung war in der Steinzeit überlebenswichtig, und auch heute noch streben wir nach sozialer Anerkennung. Wir nehmen sie sehr positiv wahr und wollen mehr davon. Dies kann zu einer positiven Rückkopplungsschleife in unserem Gehirn führen, sodass wir uns vornehmlich mit Informationen umgeben, die unsere eigenen Überzeugungen bestätigen. 


Filter Bubbles entstehen, wenn Algorithmen, die die Inhalte auf sozialen Medien oder Suchmaschinen steuern, unser Verhalten analysieren. Dies tun sie heutzutage mit einer erschreckenden Präzision, die so weit geht, dass Algorithmen in der Lage sind, sehr präzise unsere Persönlichkeit zu analysieren. Hierfür reichen bereits wenige Likes aus, denn diese Algorithmen sind extrem detailliert trainiert und programmiert. Unser Onlineverhalten, beispielsweise Likes, Kommentare, Teilen von Inhalten, werden von den Algorithmen als Bestätigung interpretiert, uns immer mehr gleiche Inhalte zu präsentieren. Dieser Effekt sorgt dafür, dass wir immer mehr derselben Inhalte sehen, und diese immer mehr unseren Präferenzen entsprechen. Das Ziel hinter dieser Sortierung der Inhalte ist jedoch nicht, wie oft angenommen und dargestellt, die Verbesserung des Erlebnisses der App – hiermit wird nämlich kein Geld verdient. Das Vergnügen eines Nutzers lässt sich nicht monetarisieren. Wohl aber die Zeit, die ein Nutzer auf einer Website oder mit einer App verbringt; hier kann Werbung geschaltet werden, denn das Persönlichkeitsprofil lässt sich hervorragend dafür nutzen, jedem die erfolgsversprechendste Werbung zu zeigen. Für die Nutzung von psychologischen Profilen zahlt die Werbebranche den sozialen Medien unvorstellbare Summen an Geld, denn das System funktioniert. 


Die Psychologie hierhinter ist besonders interessant: das Konzept der Kognitiven Dissonanz wirkt, wenn wir Informationen erhalten, die unseren eigenen Überzeugungen widersprechen, oder die uns mit einer Unstimmigkeit in unseren eigenen Überzeugungen, unseren Meinungen oder unserem Wissen konfrontieren. Wir tendieren psychologisch dazu, diese Art von Informationen zu vermeiden, um das Unbehagen, das wir fühlen, zu minimieren oder gänzlich loszuwerden. Das Gehirn ist darauf ausgelegt, sich eher mit bestätigenden Informationen zu umgeben, denn das ist komfortabel und gibt uns, wie oben erwähnt, die soziale Bestätigung, die wir ohnehin suchen. Filter Bubbles verstärken dieses Phönomen stark, denn sie helfen dabei, uns ohnehin nur die Inhalte zu präsentieren, die dem Algorithmus die Bestätigung geben, dass wir sehen was wir mögen – weil wir mehr Zeit auf der Plattform verbringen. Dabei macht der Algorithmus hier keinen Unterschied, von welcher Qualität die Inhalte sind, oder welche ethischen bedenken dem entgegenstehen könnten. Der Algorithmus bewertet die Inhalte nicht, sondern zeigt das, was uns "bei der Stange hält" – egal, was es ist. 


Die Wechselwirkungen zwischen Echo Chambers und Filter Bubbles sind sehr vielfältig und komplex. Beide Phönomene sind tief in der menschlichen Psyche verankert, und können unsere Wahrnehmung der Welt erheblich verzerren: in Echo Chambers hören wir ständig dieselben Meinungen wie unsere eigenen, und wir erfahren Bestätigung. Wir wollen mehr davon, und umgeben uns immer mehr mit denjenigen Inhalten, die uns bestätigen. Abweichende oder gegenteilige Meinungen blenden wir aus. Filter Bubbles sind die algorithmische Schmiere dieses Phänomens, denn aufgrund der Kognitiven Dissonanz, die wir erfahren, wenn wir uns damit auseinander setzen müssen, dass wir uns irren, oder uns schlecht verhalten, schlecht informiert sind, etc., versuchen wir, solche Inhalte zu vermeiden und lassen uns lieber Inhalte zeigen, die uns suggerieren, wir haben in allem Recht bzw. jegliche Inhalte, die uns gefallen. Durch die Isolation von abweichenden Meinungen nimmt unsere Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung und Reflexion immer mehr ab. Es ist nachweisbar, dass uns diese Fähigkeit immer weniger zur Verfügung steht, je mehr wir durch die ständigen Bestätigungen unsere eigenen Überzeugungen festigen. Unser Belohnungszentrum im Gehirn betrügt uns hier sozusagen selbst. 


Hierdurch kann die Gesellschaft, beispielsweise bei politischen Themen, aber auch bei gesellschaftlichen Überzeugungen polarisiert werden. Es bilden sich in viele Richtungen extreme Überzeugungen, und immer weniger Kompromisse, kritisch reflektierte Informationen, oder ein Konsens wird verbreitet, sondern in vielen Hinsichten driften die Meinungen, das Wissen und die Überzeugungen sehr weit auseinander. 


Echo Chambers und Filter Bubbles sind relativ neue Begrifflichkeiten, die sozusagen die digitale Adaption von verhaltenswissenschaftlichen Phänomenen abbilden, die schon lange bekannt sind. Problematisch ist dies ganz besonders im Hinblick auf diejenigen Generationen zu werten, die noch wenig Lebenserfahrung haben, und zugleich mit digitalen Medien aufgewachsen sind. Denn ihnen fehlt noch die Weitsicht, um Informationen überhaupt kritisch zu hinterfragen; je mehr Lebenszeit man in Filter Bubbles verbracht hat, desto höher das Risiko von Fehlinformationen geleitet zu werden. 

Zusammenhänge kognitiver Phänomene


Eine Erklärung unserer wissenschaftlichen Aufgabe und ihrer Hürden 


06.07.2024


Ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Wahrnehmung und Urteilskraft ist das Verständnis der Verbindung zwischen Ursache und Wirkung. Auch in der Wissenschaft versuchen wir, dieses Prinzip anzuwenden und die Bedingungen und Wechselwirkungen einzelner Beobachtungen zueinander zu verstehen.


Es ist menschlich, auf Basis eigener Beobachtungen eigene Schlüsse zu ziehen, die für uns sinnvoll erscheinen. Doch nicht immer haben wir Kenntnis aller Fakten, Einflüsse und Bedingungen, die uns einen zweifelsfreien Schluss erlauben und es uns auch ermöglichen, andere Möglichkeiten als Erklärung auszuschließen. Hier liegt ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.


Korrelation vs. Kausalität: Ein zentraler Unterschied


In der Forschung ist ein Kernelement die Unterscheidung zwischen Korrelation und Kausalität. Während zwei Phänomene gleichzeitig auftreten können, ist dies noch keine Begründung dafür, dass eines das andere verursacht. Besonders die Multikausalität der Einflussfaktoren in der menschlichen Psyche ist eine Herausforderung bei der Betrachtung isolierter Einflüsse.

Das bedeutet, dass zwei zeitgleiche Beobachtungen (z. B. Depression und die häufige Nutzung sozialer Medien) nicht zwangsläufig bedeuten, dass soziale Medien Depressionen verursachen. Selbst wenn ein Zusammenhang besteht, handelt es sich bei Depression um eine komplexe Erkrankung und bei menschlichem Denken und Fühlen um ein Geflecht aus sozialen, kulturellen und psychologischen Einflüssen, in denen soziale Medien nur eine Rolle spielen. Voreilige Schlüsse können daher sehr irreführend sein.


Herausforderungen in der Forschung


Die Auswertung großer Datenmengen und vielfältiger Studien ist entscheidend für belastbare Aussagen. Wir nutzen umfangreiche wissenschaftliche Literatur und Datenbanken, um Zusammenhänge und Kausalitäten zu erforschen. Unsere Arbeit umfasst daher:


  1. Synthese von Wissen: Wir integrieren und analysieren Forschungsergebnisse aus verschiedenen Fachbereichen, um umfassende und fundierte Aussagen treffen zu können.
  2. Methodische Präzision: Die Vielfalt der Daten und Methoden erfordert akribische und methodische Vorgehensweisen. Kognitive Veränderungen sind keine kurzfristigen Phänomene, sondern erfordern Langzeitstudien.
  3. Strenge wissenschaftliche Standards: Unsere Forschung unterliegt höchsten wissenschaftlichen Standards. Alle Erkenntnisse müssen rigoros überprüft und durch mehrere Instanzen kontrolliert werden.



Unser Auftrag ist nicht die Opposition zu digitalen Medien, sondern die wissenschaftlich belastbare Aufklärung im Bereich der Verhaltenswissenschaft und Medienpsychologie. Wir setzen uns dafür ein, die komplexen Zusammenhänge zwischen kognitiver Psychologie, Verhaltenspsychologie und den Einflüssen digitaler Medien zu verstehen und aufzuklären. Die Forschung zu den Auswirkungen sozialer Medien auf kognitive Phänomene ist anspruchsvoll und voller Herausforderungen. Es ist wichtig, dass wir uns in der Wissenschaft nicht von voreiligen Schlüssen leiten lassen, sondern stets methodisch und sorgfältig vorgehen. Nur so können wir verlässliche Erkenntnisse gewinnen und Missverständnisse vermeiden.

FAQ zu Themen des ZeMV


Die wichtigsten Informationen zum Zentrum für Medienpsychologie und Verhaltensforschung auf einen Blick. 


1. Was tut ZeMV?

ZeMV ist ein nicht profitorientiertes Forschungszentrum, das die Auswirkungen digitaler Medien, sozialer Netzwerke und Onlinetrends auf die menschliche Psyche und gesellschaftliche Strukturen untersucht. Da sich in diesem Bereich ständig Neuerungen ergeben, ist unser Auftrag und unsere Arbeit sehr dynamisch und muss sich häufig anpassen.


2. Warum wurde ZeMV gegründet?

Durch einen Zusammenschluss von Experten in den Bereichen Psychologie, Bildung und Verhaltenswissenschaften hoffen wir, auf wissenschaftlicher Basis eine positive Veränderung zu erreichen. 


3. Was hat ZeMV mit I.C.A.P.E. zu tun?

Das International Council of Academics for Progressive Education ist eine internationale NPO, die viele Experten und Professionals in vielen verschiedenen Gebieten der Bildung und Wissenschaften unter einem Dach vereint, um auf wissenschaftlich fundierter Basis Entscheidungshilfen zu geben, sich über Trends und Ideen auszutauschen, und Fortschritt, Gerechtigkeit und neue Ansätze in der Bildung zu erforschen und zu unterstützen. 

Da im Rahmen intensiver Diskussionen und durch den ständigen Austausch der Mitglieder über die vielen Länder und Institutionen hinweg immer wieder festgestellt wurde, wie stark die Auswirkungen moderner sozialer Medien unsere Arbeit beeinflussen, und welche Herausforderungen sich hierdurch ergeben, wurde ZeMV als eigenständige Organisation gegründet, um sich hierauf zu spezialisieren. 


4. Was will ZeMV erreichen?

Wir wissen, dass wir nicht die Welt verändern können. Aber wir hoffen, sie zu verbessern. Unsere Arbeit ist wichtig, denn im deutschsprachigen Raum sind wir die erste psychologisch orientierte Forschungsinstitution ohne finanzielle Förderung, die sich auf diese Phänomene spezialisiert hat. Durch die Lieferung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse können wir die Öffentlichkeit informieren, kritisches Denken anregen und verbessern, und eine verlässliche Basis für den gesunden Umgang mit digitalen Medien fördern. 


5. Muss man eigenständiger Wissenschaftler oder eine Institution sein, um mit ZeMV zusammenzuarbeiten?

Nein. Für bestimmte Vorhaben, wie Fallstudien, oder als Student/in mit einem Interesse in einem verwandten Themengebiet, oder zur Unterstützung von Praktika, Facharbeiten etc. stehen wir für Fragen und Hilfestellung gerne zur Verfügung. Hierzu senden Sie einfach eine Anfrage über das Kontaktformular. 


6. Ich interessiere mich für den inhaltlichen Schwerpunkt des ZeMV und würde gerne ein Praktikum absolvieren, bzw. an einer Forschungsarbeit mitwirken. Erfüllt das ZeMV grundsätzlich die Voraussetzungen der §§ 7, 9 PsychThG im Rahmen des B.Sc. Psychologiestudiums für mein Orientierunghspraktikum bzw. mein berufspraktisches Pflichtpraktikum (14 Wochen)?

Nein, derzeit leider nicht. Wir sind nicht im Berufsverband und haben auch keinen psychotherapeutischen Schwerpunkt. Jedoch schreibt nicht jede Prüfungsordnung einen therapeutischen Schwerpunkt vor. Da es nicht unüblich ist, dass Praktika gesplittet werden, wenden Sie sich bitte zuerst an Ihre Universität, wenn Sie im Rahmen eines Teils Ihres Praktikums z. B. an einer Publikation mitarbeiten möchten. 


7. Steht ZeMV zur Verfügung für Kooperationen zur Forschung für Bachelor-, Master- oder Doktorarbeiten?

Ja. 

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